Krankes Herz durch Lärm
Zwischen Straßenverkehrslärm und dem Risiko, einen Herzinfarkt zu erleiden, besteht ein deutlicher Zusammenhang. Das geht aus einer neuen Studie des Umweltbundesamts in Deutschland hervor. Bei Männern steigt dieses Risiko um etwa 30 Prozent, wenn sie längere Zeit in Gebieten mit hohem Verkehrslärm wohnen, deren mittlerer Schallpegel im Außenbereich am Tag über 65 dB(A) liegt.
An der Studie nahmen insgesamt 4.115 Patienten aus 32 Berliner Kliniken teil. Sie wurden von Forschern des Instituts für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Berliner Charité befragt. Dazu mussten sie Fragebögen zu Lärm-Störungen in ihrem Wohnumfeld ausfüllen sowie Lage und Beschaffenheit ihrer Wohnung beschreiben. Erfasst wurden auch andere Herzinfarkt-Risikofaktoren wie Diabetes, Rauchgewohnheiten, Herzerkrankungen in der Familie sowie soziale Schichtzugehörigkeit.
Bei Studienteilnehmern, die an stark befahrenen Hauptstraßen wohnten, zeigte sich ein leichter Anstieg des Herzinfarktrisikos gegenüber denjenigen, die in vergleichsweise ruhigen Nebenstraßen wohnten. Das erhöhte Risiko betraf interessanterweise nur Männer. Warum Frauen nicht betroffen waren, bleibe unklar, berichtet das Umweltbundesamt. Möglicherweise spielten hormonelle Einflüsse oder andere Aktivitätsprofile dabei eine Rolle.
Neben der objektiven Lärmbelastung war bei Männern auch die Belästigung durch nächtlichen Straßenverkehr und bei Frauen die Belästigung durch nächtlichen Fluglärm mit einem Anstieg des Herzinfarktrisikos verbunden. Die Lärmbelastung am Arbeitsplatz bewirkte ebenfalls eine Erhöhung des Herzinfarktrisikos bei Männern. „Entscheidend für den Effekt scheint hier die Belästigung durch nicht selbst erzeugte Geräusche im Arbeitsraum zu sein – verursacht zum Beispiel durch Telefongespräche von Kollegen oder Bürogeräte“, heißt es in dem Bericht.
Bereits vor zehn Jahren hatte das Umweltbundesamt eine Herzinfarktstudie auf Grundlage der Berliner Lärmkarte durchgeführt. Ihre Ergebnisse waren zwar inhaltlich weitgehend identisch mit denen der aktuellen Studie. Die statistische Eindeutigkeit sei jedoch geringer gewesen, so das Amt. Im Lichte der neuen Erkenntnisse hält das Umweltbundesamt lärmsenkende Maßnahmen für dringend erforderlich.